Donnerstag, Juli 07, 2005

Und darunter irgendwo ich!


Wenn ich mir diese Tage die Satellitenbilder anschaue, dann überkommt mich das ganz kalte Schütteln. Ein neuer Hurrican baut sich auf vor Jamaica. Und es wird dieses Jahr noch nicht der letzte gewesen sein.

Vor etwa 10 Monaten in Rick´s Cafe. Ich sitze beim etwa vierten Glas Appleton Rum, das Gehirn auf wunderbare Weise von Sonne und karibischer Luft eingenebelt. Die Beine weit von mir gestreckt. Der Sonnenuntergang wie jeden Abend - der schönste Sonnenuntergang der Welt. Oder? Irgendetwas ist heute anders. Keine Vögel, die zwitschern, eine seltsame Ruhe und Unruhe liegt in der Luft. Der Ganja-Verkäufer runzelt die Stirn und lässt mich allein - das erste Mal in zwei Wochen. Was ist los? Ich versuche mich zu konzentrieren, es klappt nicht. In einem Zustand, in dem ich nicht weiß, was ich denken soll, die gute Laune ist dahin, trolle ich mich in meine Unterkunft, ein Steinhäuschen, 100 Meter vom Strand entfernt.

Mitten in der Nacht wache ich auf. Der Wind heult und pfeift ums Haus. Ein merkwürdiges Klopfen kommt aus der Ferne näher. Ich denke an die Titelmusik vom weissen Hai. Meine Bude zittert. Das bin nicht ich, der hier schwankt. Ich beschließe, es zu ignorieren, und schlafe wieder ein. Plötzlich ein Krachen, als wenn direkt nebenan ein Baum ins Haus gefallen ist. Ich stürme zur Tür, reisse sie auf.

Draussen der Vorhof der Hölle. Die Palmen peitschen waagerecht im Wind, die Hütte nebenan ist nicht mehr da. Äste fliegen durch die Luft. Das Klopfen ist ein Hämmern. Ein ohrenbetäubendes Hämmern, das durch und durch geht. Unter großer Anstrengung schließe ich die Tür. Wohin? Ich kauer mich in der Mitte des Zimmers zusammen. Warten. Fürchten. Nach einer Weile scheint das Hämmern abzudrehen, weiter nach Norden. Kurz kommt es noch zurück, hat wohl noch was vergessen, verschwindet dann aber zügig. Nach gut einer Stunde ist der Spuk vorbei. Ich will raus.

Draussen vor der Tür ist alles zerstört. Das bunte Leben auf Jamaika, die Hütten, die Hotels am Wasser, die Pflanzen, zerstört. Kaputt. Die oberirdische Stromversorgung völlig im Eimer. Viele Obdachlose. Ich spreche mit einem, die Panik sitzt tief. Es soll schon Schüsse in Kingston gegeben haben. Kein Wasser, kein Strom. Das sonst so ruhige, türkisblaue Meer ist aufgewühlt und völlig verdreckt, ganze Bäume schwimmen im Wasser.

Die nächsten Tage verbringen wir damit, das Nötigste wieder herzurichten. Zwar spürt man den unbändigen Lebenswillen der Jamaicaner, aber sie sind völlig geschockt. Keine Musik auf den Straßen.

Es lief gerade so gut. Es kam Geld ins Land. Was kommt jetzt?

Nach zwei Wochen ohne Strom und Wasser verlasse ich die Insel, die neuen Freunde bleiben da. Inzwischen müsste alles wieder stehen, auch Rick´s Cafe.

Aber der Sturm kommt zurück.


Nachtrag am 08.08.2005

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hatte der Ganja-Mann, respektive seine Tools, die exorzistischen Kräfte verloren?

Dieses Jahr selbst nochmal nachschauen?

Jah-Jah wird´s schon richten...

Anonym hat gesagt…

Danke.

Anonym hat gesagt…

Und?! - Seit dem wieder da gewesen? Steht Ricks Cafe wieder?