Sonntag, August 14, 2005

in vino veritas

wie ich gerade lese, schlagen der herr dregan und meine wenigkeit in dieselbe kerbe, ich hoffe, er lässt mir etwas übrig von dem zeug aus dem keller...


die wahrheit ist, dass ich keine ahnung habe, warum ich diesen oder jenen wein trinke und das verrate ich jetzt auch nur, weil ich schon das zweite glas hinter mir habe: rembert freiherr von schorlemer/ rheinhessen/ bereich bingen/ 2003, seines zeichens eine spätlese, aromatisch, elegant und bestechend in seinem geschmack. klingt wichtig, oder? verliert aber seinen zauber, wenn ich dem geneigten leser aufklären würde, aus welchem regal ich den edlen tropfen heraugezogen habe. vom preis will ich erst gar nicht anfangen, der ist so niedrig und irrelevant, dass ich mich schon fast schäme, dieses thema überhaupt auf den tisch gebracht zu haben. die beschreibung dieses weines habe ich anhand der etikette eins zu eins übertragen und wenn mit der fruchtigkeit gemeint ist, dass er ziemlich süss schmeckt, hat die verdammte etikette recht.

ich bin ein meeedchen, ein biertrinkendes dazu, ursachen dafür lassen sich sicherlich in der sozialisation finden:
schon in jungen jahren wurden mir 10 karten in die hand gedrückt, während zwei erwartungsvolle gesichter, in diesem fall meine königinnenmutter und ihr werter gatte, mein vater, darauf warteten, dass ich vorhandene oder fehlende buben mit einer kartenfarbe multiplizierte, um ein zaghaftes "achtzehn...zwanzig...zwo...usw. oder auch nicht...weg...spielt ihr doch, ihr doofen pupsnasen" hervorzubringen.
ort der kartentechnischen dreisamkeit war meist ein campingplatz, im winter an der mittelmeerküste in spanien gelegen, im sommer stand der wohnwagen dann in dänemark, oesterreich oder in der lüneburger heide.
neben dem obligatorischen plastikklapptisch befand sich immer ein kasten cerveza, der im laufe des abends geleert wurde.

desweiteren wurde ich von meinem fussballbegeisterten bruder und seiner freundin ins stadion geschleppt, wo der kultigste verein hamburgs in den ersten jahren häufig gewann, aufstieg und dann zunehmend als verlierer aus seinen spielen hervorging und mittlerweile in der regionalliga nord seinen stammplatz eingenommen hat. aufstieg und fall konnten nichts am anhaltenden konsum des einzig wahren getränkes ändern, punk oder penner, student oder bankangestellter, hier im stadion waren sich alle einig. fussball und bier gehören zusammen wie kuddel und die reeperbahn und wer st. pauli mag, kommt an astra nicht vorbei.

oberstufenparties...was wurde gebechert? bier (ausser man wollte unbedingt um 22 uhr kotzend in der ecke liegen, dann wurde bier abwechselnd mit vodka, küstennebel oder jim beam kombiniert).
was wurde auf dem wochenmarkt (auf dem ich drei jahre lang jeden samstag meine jugend, eingeschnürt in eine weisse schürze, verschwendet habe, um mein karges taschengeld aufzubessern), nachdem man acht stunden lang obst, gemüse und eier, die man den leuten am liebsten an den kopf geworfen hätte, getrunken? bier.

wein entdeckte ich demnach erst recht spät und irgendwie fühle ich mich immer unsicher, wenn mir jemand ein glas anbietet. ich fürchte mich davor, den ersten schluck zwischen den zähnen durchzusaugen, anerkennend oder angeekelt mit der zunge zu schnalzen, um dann mein urteil laut auszusprechen. natürlich wird vorher das weinglas in kreisförmigen bewegungen ordentlich durchgeschüttelt (das macht man ja so, wenn man wichtig aussehen möchte) und an der blume gerochen. meine fresse, ich kann zwar locker ein gänseblümchen von einer rose unterscheiden, aber bei der frage, ob ein wein gut ist oder nicht, versagen meine geschmacksknospen und meine olfaktorischen fähigkeiten kläglich.
bei mir existieren nur die kategorien: sauer (nein halt, das heisst ja in kennerkreisen "trocken"), süss und schmeckt-irgendwie-nach-kork-der-scheiss.

beim weinkauf tritt dann das meeedchen in mir deutlich zutage, ich bin eine aus-dem-bauchkäuferin, nichts ist mir heilig, ob weiss-, rotwein oder rosé, alles landet in meinem einkaufswagen und hinterher sicherlich nicht liegend in einem weinregal, sondern gleich abends in meinem glas und der rest notfalls im kühlschrank. "kein guter jahrgang" heisst bei mir lediglich, dass 2005 und 2004 in diesem jahr nicht in frage kommen und dass ein älterer wein vermutlich der koolere tropfen ist, wobei ich mal einen reserva von 1997 erwischt habe, der locker als essig für meinen eisbergsalat hätte herhalten können.

ich schaffe es sogar eine zigarette zu rauchen, gleichzeitg einen fisherman's friend zu lutschen (warum ich nikotin grundsätzlich mit einem eukalyptus-menthol-bonbon kombiniere ist wiederum eine andere, traurige geschichte, die auf anschauliche art und weise demonstriert, wie klassische konditionierung funktioniert) und trotzdem ignorant an dem glas mit gegorenen traubensaft zu nippen, ohne dass ich das eklig finde.

lieber herr kleines f, sobald sie in heimatliche gefilde zurückkehren, möchte ich sie bitten, mir zu erklären, wo die kleinen, feinen unterschiede zu finden sind, ich will nicht mein ganzes leben lang eine dilettantin bleiben und aufgrund ihrer einträge und einiger privater, schmutziger informationen, die unter anderem beinhalteten, dass sie weinkurse an der volkshochschule belegten, glaube ich, dass sie der perfekte lehrmeister wären.
oder sie kommen meinen liebsten und mich einmal besuchen, ich kaufe dann bauchmässig, as usual, einen wein und sie bekochen uns passend, was im schlimmsten fall heisst, dass sie nach der nummer des lieferservices von unserem imbiss fragen.

flasche alle, klappe zu.






(tess)

11 Kommentare:

texas-jim hat gesagt…

Ich kann mit Wein auch nichts anfangen.
Wie wäre es mit einem eigenen Benutzernamen für Sie beim KleinenF, Tess? Können Sie sich doch selbst einrichten.

F hat gesagt…

Was für ein wunderschönes Passwort Sie doch haben! ;-P

Texas-Jim, nun mal langsam, die beiden bekommen den Laden auch ganz allein in Unordnung... juhu!

Anonym hat gesagt…

Auch ich bräuchte mal Weinnachhilfe. Wie wäre es mal mit einem gemütlichen Sit in bei einem von uns Dreien? Einen netten Bloggerabend sozusagen.
Wir könnten uns verstaubte Geschichten vorlesen, ich könnte mal Astra und den Wein vom KleinenF probieren etc.?

Anonym hat gesagt…

wie wärs es mal wieder mit Niederschrieben deren Thema nichts(!) mit Wein zu tun hat?
Mir ist all das nämlich auch nicht so ganz geheuer zumal ich eigentlich auch nicht so auf pseudokultiviertes Weintrinken stehe und mir ein Wein auch munden darf ohne das ich seinen Geschmack anschließend in den etablierten Begriffen definieren kann
Ich trinke auch gern Sprudel.

texas-jim hat gesagt…

Das ist, wie auch Sprudel, Geschmackssache.
Ich lese gerne von Dingen, von denen ich nichts verstehe. Deshlab lese ich so viel.
Mal mit, mal ohne Erkenntnisgewinn. Absolut nicht zielorientiert.

F hat gesagt…

Mein Weintrinken ist nicht pseudokultiviert. Es ist einfach Trinken.

Anonym hat gesagt…

das thema "wein" bot sich an, wir sollen ja nahe am kleinen f bleiben, vielleicht sollte ich als nächstes "schokolade" in angriff nehmen, leider haben die sorten, die ich gerne esse, deutlich unter 70% kakaoanteil und meist ein "kinder" im produktnamen. dilettantin auf ganzer linie eben.

texas-jim hat gesagt…

Dilettant im schönsten Wortsinn:
Jemand, der etwas zum Vergnügen tut.

F hat gesagt…

"Schokolade" würde gehen, interessanter fände ich natürlich "Eltern". =)

Anonym hat gesagt…

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