Mittwoch, Oktober 26, 2005

MusMus.

Jede Jahreszeit hat ja so ihren Reiz. Auch wenn man hier im Norden die Jahreszeiten Herbst, Winter und Frühling nur schwerlich auseinanderhalten kann, weil alles irgendwie grau und matschig ist, so ist zumindest spätestens Ende Oktober die Jahreszeit des Wintergemüses angebrochen.

Kürbis, Kohl in verschiedenen Farben, und auch Steckrüben. Diese lassen sich bevorzugt als Rübenmus verarbeiten, man erhält eine warme, nahrhafte und - für diejenigen wichtig, die noch auf Eigenheimzulage bauen - preiswerte Mahlzeit, die sich ein paar Tage hält, wahlweise versetzt mit Karotten, roten Zwiebeln, Tomaten, Kartoffeln, Butter, Olivenöl, Schinken, Speck, oder geräucherter Forelle. Was eben noch so da ist.

Über die Jahre wurde ich nach eigenem Eindruck immer besser im Kochen von Rübenmus. Konsistenz, Farbe, Geschmack, all das fügte sich mit der Zeit mit mehr Harmonie zusammen. Der heiße, bräsige Brei kündigte seine Verzehrfertigkeit dann gern mit einem zähen, dumpfen Ploff anstelle von schmalgewichtigem Blubbern an. Es lebte und wollte aufgezehrt werden.

Gestern gab es das erste Mal in diesem Herbst die leckere Matschepatsche. Ich deckte den Tisch und stellte den dampfenden Topf auf den hölzernden Untersetzer. Die Tischdame, sonst recht aufgeschlossen für jedes kulinärrische Experiment, hatte sogar letzte Woche meinen Lammrücken mit Schokoladensoße weggeputzt, lehnte überraschender Weise unter heftigem Kopfschütteln ab. Ich fühlte mich zurückgewiesen und befragte sie nach den Gründen. "Mir ist nicht so danach. Sonst liebe ich alles, was du kochst, aber diese Gemüsesuppe, das geht heute gar nicht." Sprach´s und schmierte sich ein Knäckebrot.

Mein Gaumen wölbte sich wie ein Eisberg und fror mein Herz ein. In meinem Kopf explodierte Brei. Meine Schultern fielen in den Topf. Man kann das verstehen, wie man will, vielleicht auch als Alternativreaktion, falls man noch nicht weiß, welche neue Frisur man möchte. Ich war verärgert. Ich verstand trotz des abgefederten Feedbacks nichts, hatte ich mich doch auf einen Mundvoll Rübenmus in Gesellschaft gefreut. Es ist schließlich auch die Jahreszeit des Kerzenscheins und des beschwipsten Desserts.

Nur irgendwann kommt in jeder Beziehung der Tag, an dem sie Dein Rübenmus nicht mehr mag.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ach herrjeh! ich kann den koch gut verstehen! wenigstens haette sie probieren sollen.

Bloggsberg hat gesagt…

Nehmen Sie´s nicht persönlich, Herr F. Manchmal steht einem nicht der Appetit danach. Und man kann das leckere Gericht ja auch am nächsten Tag noch essen oder einfrieren.

Und tröste Sie: Ein abgelehntes Geburtstagsgeschenk reißt tiefere Wunden. Glauben Sie mir.

Anonym hat gesagt…

das erinnert mich an den tag der "monstermatschenpampe", die der liebste stolz zusammenrührte. eine art kindheitserinnerung aus kohlrabi, kartoffeln und cabanossi-wurst.

die monster fanden es toll, mir drehte sich der magen um.
ich für meinen teil benutze gerne meine zähne zum essen, mus darf allerhöchstens als beilage auf den tisch.

alles andere kommt dann im altersheim....

Anonym hat gesagt…

Also, was bräsiges würde ich auch nicht essen! ...was bedeutet das?

Anonym hat gesagt…

Also ick weeß nisch, ick weeß nisch...ick stell mir dat so jar nich legga vor...

F hat gesagt…

Sabbeljahn, ich koch ja nun immer. Und dann sowas.

Bloggsberg, wie soll ich das denn sonst nehmen?

Tess, das Rezept würde ich gern morgen ausprobieren.

Fishcat, träge, voll, müde, bräsig.

Dolce Vita, hm, aber iss billich.

Anonym hat gesagt…

ich muss sie leider enttäuschen, herr f, das rezept ist nur dem liebsten geläufig, der, wenn sie aufmerksam gelesen haben, im moment in frankreich weilt.
sobald er zurück ist, werde ich ihn nach den genauen zutaten und mengenangaben befragen.
das einzige, was ich mit gewissheit sagen kann, ist dass man zum schluss einen pürierstab braucht, um alles zu einer (fast) homogenen masse zurechtzuquälen.