
Manchmal ist mein Job doch gar nicht so schlecht. Insbesondere dann, wenn man sich in Flensburg/Glücksburg im Alten Meierhof trifft, um zum einen die verbandsinterne Weihnachtsvorfeier zu zelebrieren und zum anderen am nächsten Tag dynamisch-produktiv-erfolgreich versucht, Strategien zu entwickeln, um dem Hauptwettbewerber das Leben etwas schwerer und unseren Kunden das Leben etwas günstiger zu machen. Man zieht an einem Strang, statt sich in mikrogemanagten Meetings zu zerreden. Schön ist das.
Das oben genannte Hotel ist im Norden mein absolut liebstes, fast gleichauf liegt nur das Side in Hamburg. Die Zimmer sind hell und mit viel Holz eingerichtet. Der Wellnessbereich ist perfekt und unaufdringlich. Ich könnte mich dort das ganze Jahr in einen Liegestuhl gießen und auf die nebelige Flensburger Förde schauen. Aufs Wasser Gucken. Hin und wieder reiche man mir einen Salat mit Lammfiletstreifen und einen frisch gepressten Irgendwas.
Neben den üblichen Saunen und Tepidarien war es nicht der Massagebereich, Stone Energy oder anderer ayurvedischer Zauberkram, auf den ich mich den ganzen Tag schon gefreut hatte (der kostet schließlich extra), sondern eine kleine, unscheinbare Einrichtung namens Heuaromabad. Ein Sitz, in dem Wasserdampf durch Heu getrieben wird, und der den Rücken wohlig warm und den Kopf frei werden lässt. Ich liebe dieses Ding. Meine Rückenschmerzen waren weg. Mein Kopf arbeitete wieder. Die Novemberdepressionen glitten in sanfte Vorweihnachtsmüdigkeit über. Die mächtige Falte auf der Stirn war nur noch ein Riss, durch den ich einen abendlichen Single-Barrel vorm Kamin gleiten ließ, so dass er ganz verschwand.
Am nächsten Morgen, nachdem ich morgens noch eine Runde geschwommen war, traf man sich zur Arbeitssitzung in gut gelaunter Runde. Wir konnten sage und schreibe 19 Tagesordnungspunkte produktiv abarbeiten und sind zu kreativen, zielführenden Ergebnissen gekommen. So viel, das war mein Eindruck, hätten wir sonst nicht in zwei Wochen geschafft. Als TOP 20 plädierte ich mithin dafür, dass man sich immer an diesem Ort treffen sollte.
Überhaupt sollte die Arbeitwelt komplett umgestaltet werden. Viel mehr Entspannung die Woche über, und dann konzentrierte Arbeit, meinetwegen Mittwochnachmittag. Schafft man einfach Mehrwert. Und vor allem Spaß an der Arbeit. Bindung an die Arbeit. Bindung an die Firma.
Am Abend fuhr ich dann durch Schnee und Eis gut motiviert zurück nach Hause. Ich hielt an einer Raststätte an, um zu tanken, und auch, weil ich mal musste. Schon an der Zapfsäule mit dem Zapfhahn in der Hand ertappte ich mich bei dem Gedanken: "Ich könnte Kacken vor Glück."