Pünktlich zum Fest fällt mir der Auspuff ab. Nicht weiter schlimm, ich wollte immer schon mal satten Sound. Ach, fällt mir ein, ist ja Weihnachten, brauchst du eigentlich ein Auto. Sollst ja nach Steinburg, nein, wolltst nach Steinburg, Familie besuchen, machste ja immer so. Juhu, geht jetzt ja nicht. Denk ich. Ich rufe freudestrahlend an, kann nicht kommen. Wir holen dich. Nein, denk ich. Doch, denkt sich Mutter. Holen sie mich, Papa ist sauer, muss er bei dem Sauwetter fahren. Lümmel mich klein auf der Rückbank. Es gibt Gans, ist schon gans durch, ha ha. Ein schöner Baum, na klar, aus Oldenborstel. Ne, aus Hohenlockstedt. Ach so, nicht aus Tarp, denke ich, unterhalte mich mit innerem Witz. Zerkleiner doch mal die Gans. Hm, ungern, ich mag tote Tiere nicht so. Stell dich nicht so an. Ach ja, so war das. Und, schon eine größere Wohnung gefunden? Nö, wieso? Na, das kleine Zimmer für das Kind, das geht doch nicht. Geht sehr gut, ich war doch auch zu zweit. Pause. Themawechsel, wie immer bei uns, wenn es spannend wird: Der Wagen, der Handball, ja ja, geht nicht mehr so. Hab schon mal doppelt so viel verdient. Papa auch.
Dreht sich dann ja bald alles um die Kinder, sagt sie, ich hab schon mal was zum Anziehen gekauft. Wieso blau, weißt du mehr als ich? Mutter meint, ihr war das wichtig, dass ihr Erster ein Junge war. Aber uns ist das Wurscht, denke ich. Was für ein Glück. Wird wohl wieder nicht genug sein, nicht richtig sein. Großeltern sind ja wichtig fürs Kind, meint sie, die sollten in der Nähe sein; ich meine, das ist keine Regel, Ring frei für Runde drei, oder drei Millionen. Die Zeit dehnt sich endlos bis zum Vögelchen auf der Tannenbaumspitze und hält mich gefangen. Meine Schultern werden Stein. Stahlharte Jungs.
Gehst du mit in den Kreißsaal? Natürlich, sag ich. Kannst du denn Blut sehen? Bin ja nicht blind, denke ich, sage aber, kein Problem. Dass du mir da keine Schande machst, Sohn einer Krankenschwester, meint sie. Sag ich, mit dir hat das überhaupt nichts zu tun, wenn ich umfall, dann für mich selbst. Super Konter von mir, muss schon sauergefahren sein. Noch eine Runde Schweigen. Es gibt Kuchen.
Wie komme ich zurück? Ich fahre mit der Bahn, sage ich, Quatsch, meint mein Vater. Ich hab gekocht, sagt Mutter, kannst auch hier schlafen. Ich muss zurück, die Katzen und so, und morgen nach Hamburg. Kannst doch von hier nach Hamburg, ist viel kürzer. Ich will aber nicht, sag ich, und geh auf Klo. Zurück von wohltuender Einsamkeit verstummen die Gespräche. Leider nie endgültig. Keine Sahne auf den Kuchen? Das arme Kind kriegt wohl auch keine Sahne? Dem Kind gehts gut, mein ich. Ich glaub, ich muss ihr mal zeigen, was auf dem Spiel steht. Später. Muss ich mich ändern, frag ich mich und hol noch Kaffee. Bescherung, ich bekomme ein Blutdruckmessgerät, damit kann ich den Blutdruck messen. Blaues Licht, denke ich, das leuchtet blau. Unzingeln geht wohl nicht, unterhalte ich mich mit mir. Die Zeit hat mich in einer Endlosschleife wie Kaugummi festgehalten.
Wollen wir was spielen, ich hab die Eisenbahn im Keller aufgebaut? Du hast was? Ich hab noch nie Eisenbahn gespielt, denk ich. Mein Opa ist durch Eisenbahn umgekommen. Vielleicht wegen des Kindes? Das Haus ist voller Puppen, wertvolle Puppen, könnt ihr dann verkaufen. Wann, frage ich und versuche, die Worte noch in der Luft zu erwischen. Mutter geht Salami holen und Hack. Ich mag keinen Dornfelder. Seit wann? Egal. Die Welt draußen wird weiß, ich werde kleiner und lasse mich von einer Schneeflocke erdrücken, bald. Willst du nicht Freunde besuchen hier? Habe nicht telefoniert, war so viel los in der Firma, sage ich.
Ich bekomme keine Luft mehr, will nur noch nach Hause, Trinken und Tanzen gehen. Schüttel die Schulter weich. Vergiss die Socken nicht. Ja, danke. Schön, dass du da warst, man hört ja so selten was. Warum bloß, denke ich und bin nächstes Jahr in Sydney.
Jedenfalls war es nicht langweilig.