Gestern kam ich in eine Hotellobby, die wohl grande galore wirken sollte, auf mich aber eher einen lächerlichen Eindruck machte. Es hingen dort vier Uhren über dem Empfang, die die Zeiten aus verschiedenen Orten anzeigten: New York, London, Sydney, Siegburg.
Die Uhren waren schwer in Messing eingefasst und wirkten wie unter Wasser. Nach der Anmeldung schlurfte ich durch lange Gänge mit schweren Teppichen, die bei mir einen Niesreiz auslösten. Nachdem der schwere Hotelschlüssel mit Gedongel die pappene Zimmertür aufgesperrt hatte, war ich überrascht ob der Schließfachähnlichkeit des Zimmers. Abwaschbar. Vermutlich setzte nach Verlassen des Raumes eine automatische Reinigung ein, die alles hygienisch sauber machte. Statt noch eine Nase frische Luft zu schnappen, haute ich mich aufs Bett und zappte durch die Programme, die mir ein kleiner Fernseher auf einem Schwenkarm anbot. Der kleine Würfel sollte wohl lieber Nahseher heißen, denn die Mainzelscheisser waren kaum zu erkennen.
Ich starrte aus dem Fenster und träumte mich weg. Die Uhren kamen mir wieder in den Sinn. Es ist doch merkwürdig, dass die Zeit überall anders ist. Während man in Sydney jetzt schon tief und fest schläft, wird es hier gerade erst dunkel. In New York fängt der Arbeitstag erst an, während in London schon das Ale fließt. Irgendwie ungerecht ist es auch, denn die New Yorker kommen nicht hinterher, so sehr sie sich auch abstrampeln. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Zeit überall verschieden schnell läuft, wird man völlig verrückt im Kopf. In Griechenland war das letztens ganz deutlich: Da schien die Zeit zwar im Urlaubsfeeling stillzustehen, war aber in Wirklichkeit rasend schnell unterwegs. Der Urlaub war viel zu schnell zu Ende. Bei der Arbeit am Schreibtisch hingegen steht die Zeit oft still, während man das Gefühl hat, man habe gar keine Zeit, oder würde seine Lebenszeit nur vergeuden. Die Zeit scheint sich gelegentlich wie eine Gänsehaut zu wellen oder Risse zu bekommen.
Nur gut, dass wir die Zeit nur erfunden haben. Die gibt´s eigentlich gar nicht.
12 Kommentare:
Mit ner Scheibe wär uns das sowieso nicht passiert... naja, es darf halt keiner unten wohnen, dann gehts...
Hehe jetzt haben sie mir mit den letzten Satz die Möglichkeit genommen, anständig zu kommentieren. So kann ich nur wieder sagen: sehr schön geschrieben.
Time is on my Zeit! Yes it is...
Eigenart, Sie glauben immer noch an die Kugel?
Dregan, denken Sie sich den letzten Satz weg und kommentieren Sie nach Herzenslust.
Bloggsberg, so was kann man schon mal versehen, wenn man Kind ist.
werde das gefuehl nicht los, dass ihnen siegburg nicht so gut bekommt.
lassen sie sich ruhig zeit mit einer antwort, ich sitze grad im buero bei der arbeit....
...bei der Arbeit bloggen? Tststsss, so was macht man doch nicht.
mir is ja egal obs die zeit gibt oder nich... mahlzeit is wichtig...
da schwebt mir sofort ein Bild zerlaufender Uhren von Dali vor dem geistigen Auge ... liebe Grüße aus Berlin!
Pulsiv, erst kommt das Fressen...
Freundin, ich freue mich.
yay! ok!
...
blöd, jetzt fällt mir nichts ein :)
Vor kurzem habe ich gelesesn:
Zeit entstand mit dem Urknall. Deshalb gibt es kein "vor dem Urknall", denn erst da hat sich Zeit und Materie getrennt.
Was will mir das sagen? Irgendwann wird die Zeit mit der Materie wieder zusammenkommen, und dann haben die Dicken einen großen Vorteil...
Auf einer Reise durchs südliche China haben wir in diversen Absteigen aber auch manchen Hotles übernachtet. Ich meine dass es keines gab in dem die Übernachtung mehr als 8€ gekostet hat (und die waren gehobene Klasse!) und an der Rezeption diese Uhren gefehlt hätten.
Das Schärfste war ein Hotel mit den Zeiten New York / London / Peking / Sydney und die Stundenzeiger standen alle idem während die Minutenzeiger sich voneinander unterschieden haben.
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