Mittwoch, Januar 31, 2007
Der Hexer
Ich bin seit 30 Jahren Handballer, Rückraum links, normale Frisur, aber mir erschließt sich immer noch nicht, wie man freiwillig Torwart werden kann.
Dienstag, Januar 30, 2007
Montag, Januar 29, 2007
Degeneration Golf
Ich kann ja Leute nicht ernst nehmen, die ständig allen vorjammern, sie hätten so viel zu tun. Denn ich halte es in den meisten Fällen für Getue. Wichtiggetue. Und wenn es das nicht ist, dann ist es entweder mangelnde Arbeitsorganisationsfähigkeit oder Charakterschwäche. Mitleidsgeheische. Denn die Jammerer, das sind meistens die mit dem ersten ernsthaften Job. Ich kenne sie alle, diese Jammerer. Die, die meinen, so wichtig und besonders zu sein. Denn ich war auch mal so.
Nach dem Studium, Büro am Strand ohne Gesang, fing ich in einem rasant wachsenden Neuer-Markt-Unternehmen an, wurde innerhalb von neun Monaten Abteilungsleiter und war zuletzt für 24 Mitarbeiter verantwortlich. Der Umsatz der Firma wuchs auf zwei Milliarden, ich führte quasi nebenbei die größte Klage, die je gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht wurde, war dabei, als Unternehmen gekauft und eingegliedert wurden, erklärte die Unternehmensstrategie auf Englisch vor 150 Franzosen und flog in Europa herum. Wir standen täglich im Licht der Öffentlichkeit, ein Tag ohne Schlagzeile war kein guter Tag. Statt Mittagessen gab es Business Lunch mit den Vorständen, statt Quatschen mit Mitarbeitern gab es Führung. Ich war jeden Abend bis 22:00 Uhr in der Firma, meine Beziehung litt, meine Freunde wurden weniger, ich redete zu viel von Erfolg. Um mich herum immer mehr Wichtigtuer und Schlipsträger, ich war jemand. Ich ging auch mit Grippe hin, schließlich war ich unentbehrlich. Endlich auch für meine Eltern, ich spürte das, als ich mit dem großen Audi vorfuhr. Im Sportsakko nach Hause. Mein erfolgreicher und bekannter Vater musste vorher immer daran gelitten haben, dass sein Sohn nur Durchschnitt war. Und den Sohn hatte es gelähmt, immer nur als Sohn von betrachtet zu werden. Endlich war alles im Lot, man konnte mit mir angeben. Ich war durchgebrochen.
Mit einem Knall war die Story dann vorbei, die Aktienoptionen nicht mehr das Einfamilienhaus an der Förde wert, die sie erst noch versprachen. Der Vorstandsvorsitzende wurde rausgekegelt, ich als Kämpfer an seiner Seite gleich mit, ein Aufsichtsrat wollte meinen Kopf mit einem eigenen Spezi besetzen.
Da stand ich dann, meiner Macht beraubt, Freundeskreis rudimentiert, Beziehung im Eimer, Kopf voller Scheisse, pleite. Alles gesetzt und alles verloren. Ich hatte so viel zu tun gehabt. Die Arbeit definierte die Person.
Die Zeit danach war hart, aber wichtig. Brutal stand ich vor dem Nichts, in dem vorher Alles war. So langsam gewann ich die Frische im Kopf zurück und besann mich darauf, was wirklich zählt. Treppenstufe für Treppenstufe kam ich herunter zu mir selbst. Trug das Arschloch ab. Ich suchte mir einen einfachen Job in einem kleinen Betrieb, wo man sein Revier nicht abpissen muss. Wo man einfach arbeitet und nette Kollegen hat, auf die man sich freuen kann. Mit geregeltem Feierabend. Manchmal gibt es auch da Phasen, da arbeitet man mal eine Woche bis spät in die Nacht. Ist eben so. Eins nach dem anderen. Muss man nur organisieren. Für die Jammerer wäre das schon der Untergang des Abendlandes. Sie müssten jedem erzählen, wie busy sie wären und wieviel sie zu leisten im Stande sind.
Lächerlich. Nicht jeder muss Großes leisten.
Nach dem Studium, Büro am Strand ohne Gesang, fing ich in einem rasant wachsenden Neuer-Markt-Unternehmen an, wurde innerhalb von neun Monaten Abteilungsleiter und war zuletzt für 24 Mitarbeiter verantwortlich. Der Umsatz der Firma wuchs auf zwei Milliarden, ich führte quasi nebenbei die größte Klage, die je gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht wurde, war dabei, als Unternehmen gekauft und eingegliedert wurden, erklärte die Unternehmensstrategie auf Englisch vor 150 Franzosen und flog in Europa herum. Wir standen täglich im Licht der Öffentlichkeit, ein Tag ohne Schlagzeile war kein guter Tag. Statt Mittagessen gab es Business Lunch mit den Vorständen, statt Quatschen mit Mitarbeitern gab es Führung. Ich war jeden Abend bis 22:00 Uhr in der Firma, meine Beziehung litt, meine Freunde wurden weniger, ich redete zu viel von Erfolg. Um mich herum immer mehr Wichtigtuer und Schlipsträger, ich war jemand. Ich ging auch mit Grippe hin, schließlich war ich unentbehrlich. Endlich auch für meine Eltern, ich spürte das, als ich mit dem großen Audi vorfuhr. Im Sportsakko nach Hause. Mein erfolgreicher und bekannter Vater musste vorher immer daran gelitten haben, dass sein Sohn nur Durchschnitt war. Und den Sohn hatte es gelähmt, immer nur als Sohn von betrachtet zu werden. Endlich war alles im Lot, man konnte mit mir angeben. Ich war durchgebrochen.
Mit einem Knall war die Story dann vorbei, die Aktienoptionen nicht mehr das Einfamilienhaus an der Förde wert, die sie erst noch versprachen. Der Vorstandsvorsitzende wurde rausgekegelt, ich als Kämpfer an seiner Seite gleich mit, ein Aufsichtsrat wollte meinen Kopf mit einem eigenen Spezi besetzen.
Da stand ich dann, meiner Macht beraubt, Freundeskreis rudimentiert, Beziehung im Eimer, Kopf voller Scheisse, pleite. Alles gesetzt und alles verloren. Ich hatte so viel zu tun gehabt. Die Arbeit definierte die Person.
Die Zeit danach war hart, aber wichtig. Brutal stand ich vor dem Nichts, in dem vorher Alles war. So langsam gewann ich die Frische im Kopf zurück und besann mich darauf, was wirklich zählt. Treppenstufe für Treppenstufe kam ich herunter zu mir selbst. Trug das Arschloch ab. Ich suchte mir einen einfachen Job in einem kleinen Betrieb, wo man sein Revier nicht abpissen muss. Wo man einfach arbeitet und nette Kollegen hat, auf die man sich freuen kann. Mit geregeltem Feierabend. Manchmal gibt es auch da Phasen, da arbeitet man mal eine Woche bis spät in die Nacht. Ist eben so. Eins nach dem anderen. Muss man nur organisieren. Für die Jammerer wäre das schon der Untergang des Abendlandes. Sie müssten jedem erzählen, wie busy sie wären und wieviel sie zu leisten im Stande sind.
Lächerlich. Nicht jeder muss Großes leisten.
Sonntag, Januar 28, 2007
Die Verarschung hält sich in Grenzen
So lange im Krabbensalat immer noch mehr Krabben sind als rosa gefärbte Nudeln...
Freitag, Januar 26, 2007
Schwabbel
Kulturpessimismus ist auch so ein Wort. Wenn ich darüber nachdenke, komme ich immer auf die gleiche Schiene. Jedes Mal. Es ist genau wie The Cure Hören. Bei dem Wetter gerade absolut kontraproduktiv. Da rege ich mich doch lieber über andere Dinge auf, z. B. dies hier:
Jetzt ist es doch passiert. Es ist zum Stirnfurchenschlagen. Ich war grad in der Apotheke, umMethadon zu holen die kleine blonde Schlampe mit den Ringellocken und dem glockenhellen Grinsen anzubaggern etwas Tabak zu kaufen, da steht dort eine Waage. Nicht das luftige Sternzeichen, sondern das fett und erdige Messgerät für Pfunde. Kostenlos. Ich also gleich drauf, mit voller Malesche, und was sagt es mir? 92,5 kg. Hui, das treibt mir die Röte in die Augen und die Tränen ins Gesicht. Ich fühl mich fett. Ich altere. Ich erschlaffe. Da werden jetzt zwar einige meckern, ja ja, KleinesF, red du mal, auf deiner Länge ist das so was von egal, ob nun 88 oder 92. Aber ne, ich sag ja auch, ich fühl mich fett. Und egal ist das überhaupt nicht. Ich weiß auch genau, woher das kommt. Egal wär das nämlich nur, wenn die vier Kilo als schwere Muskelbatterie auf den Schultern liegen würde. Aber das? Das ist genau diese kleine, weich zähe Fettwurst, die man zwischen zwei Fingern hin und her rollen kann, die seit Weihnachten horizintal über den Bauchmuskeln liegt und mir beharrlich auf Schritt und Tritt folgt. Die nicht gehen will. Sich nicht abschütteln lässt. Und es macht in der Optik morgens vor dem Spiegel und damit für das brüchige Selbstmarktwertgefühl halt sehr wohl einen Riesenunterschied, ob sich da diese kleine Fettsau schlaff räkelt oder nicht. Die ist eigentlich der Grund, warum ich dünn aussehe. Die bringt den gesamten Schnitt durcheinander. Da hilft kein Brustmuskeltraining. Wenn die da unten den Schnitt versaut, ist das ganze bloß lang und dünn, aber nicht mehr heiss. Und schließlich muss ich heiss sein. Jeden verdammten Tag.
Jetzt ist es doch passiert. Es ist zum Stirnfurchenschlagen. Ich war grad in der Apotheke, um
Donnerstag, Januar 25, 2007
Brüssels Mühlen
We confirm that we have received your application.
If you are a candidate will hear from us during this week.
Hm, die Mail ist seit einem Jahr in meinem Postfach. Zeit, sie zu löschen. Ach, nö, ich lass sie noch ein bisschen. Schmoren.
If you are a candidate will hear from us during this week.
Hm, die Mail ist seit einem Jahr in meinem Postfach. Zeit, sie zu löschen. Ach, nö, ich lass sie noch ein bisschen. Schmoren.
Mittwoch, Januar 24, 2007
Warum bekommt der Münchner Flughafen das eigentlich nicht hin? Obwohl schon eine Woche vorher klar war, es wird einen lächerlichen Zentimeter Neuschnee geben? Warum sind immer sofort alle Flieger mehr als eine Stunde verspätet, wenn es mal schneit, in München? Und warum braucht die S8 vom Flughafen zum Hauptbahnhof statt 41 Minuten plötzlich über sechzig, wegen eines hundspfotzigen halberl Semmelzentimeters? Und ich höre noch, München ist nicht Bayern.
Montag, Januar 22, 2007
Freitag, Januar 19, 2007
Taktik
Entgegen der herrschenden Meinung bin ich durchweg der Auffassung, dass Kaffee und eine nette Salami durchaus, vorausgesetzt, man hat genügend davon, ein vollwertiges Abendessen ersetzen können.
Montag, Januar 15, 2007
Zugemützt! Mit Glühwein!
Das Bloguniversum steckt in einem trägen Sack, da gehört der Knüppel drauf. Gebt mir Stoff! Schreibt mir Eurer
Schönstes Erlebnis mit Drogen!
Alle Einsender werden verlinkt, auf Wunsch unterbleibt die Veröffentlichung und ich verlose eine Autobiographie von Anthony Kiedies.
Schönstes Erlebnis mit Drogen!
Alle Einsender werden verlinkt, auf Wunsch unterbleibt die Veröffentlichung und ich verlose eine Autobiographie von Anthony Kiedies.
Sonntag, Januar 14, 2007
Ich hab die Haare schön
So langsam muss ich mich entscheiden, ob ich diese Staffel gucken soll. Wenn das so weitergeht, bin ich im Nu wieder freakshowabhängig.
Donnerstag, Januar 11, 2007
Egalitäre Fuge.
Besonders in schnellen Autobahnkurven ist sie zu spüren, wenn ganz viele Autos in hoher Geschwindigkeit unterwegs sind. Die Zentrifugalkraft des Lebens. Sie drückt sich tief ins Gesicht und hinterlässt dort Spuren. Und sie stellt Fragen, wie z. B.: Gibt es Ereignisse, die keinen Ort benötigen? Oder, wenn Sie besonders vorwitzig aufgelegt ist: Wo ist mein Platz im Leben? Kann ich heute nichts zu sagen. Erstmal egal.
Auch würde ich mich heute gern zu den aktuellen Tagesthemen äußern. Über lunares Uran in Personenkraftwagen, solarige Datenallmachtsphantasien von Behörden oder Anwälten, schlechte Entscheidungen von Gerichten. Stoiber! Beck! Stein! Auch egal.
Ferner hätte ich hier gern ein Foto meiner Turnschuhe reingestellt. Oder 500Beine was zum Geburtstag gemalt, einen Tausendzeher oder was. Einfach mal so. Aber es geht nur: Egal.
Denn ich habe keine Zeit. Ich muss mich vorbereiten.
Auch würde ich mich heute gern zu den aktuellen Tagesthemen äußern. Über lunares Uran in Personenkraftwagen, solarige Datenallmachtsphantasien von Behörden oder Anwälten, schlechte Entscheidungen von Gerichten. Stoiber! Beck! Stein! Auch egal.
Ferner hätte ich hier gern ein Foto meiner Turnschuhe reingestellt. Oder 500Beine was zum Geburtstag gemalt, einen Tausendzeher oder was. Einfach mal so. Aber es geht nur: Egal.
Denn ich habe keine Zeit. Ich muss mich vorbereiten.
Mittwoch, Januar 10, 2007
Dienstag, Januar 09, 2007
Tage des Alterns. Gerecht ist es nie.
Ich stelle 007 eine gewisse Altersmilde an mir fest. So denke ich seit kurzem beim Schauen von Nachrichten nicht mehr "Arschloch" und "Idiot", sondern meist einfach "Sauhund". Es scheint sich ein innerer Wandel zu vollziehen, der Akzeptanz über die Einsicht schiebt, dass jeder Mensch seine Interessen hat und diese durchsetzen will. Gerecht ist es nie.
Einen Schritt entfernt in diesem Themenkreis:
Es hilft nicht, die Grenze zwischen Sentimentalität und Demenz zu definieren, wenn man an einem Stapel ausrangierter Tannenbäume vorbeikommt, seinen eigenen obenauf erkennt, der da schon zwei Tage tront, wie ein Hahn über den Hennen, und ruft "Tschüß, Baumi".
Einen Schritt entfernt in diesem Themenkreis:
Es hilft nicht, die Grenze zwischen Sentimentalität und Demenz zu definieren, wenn man an einem Stapel ausrangierter Tannenbäume vorbeikommt, seinen eigenen obenauf erkennt, der da schon zwei Tage tront, wie ein Hahn über den Hennen, und ruft "Tschüß, Baumi".
Montag, Januar 08, 2007
Blühende Landschaften
Ich werde heute das Rad zum Patent anmelden und den Rest meines Lebens von den Lizenzgebühren leben.
Samstag, Januar 06, 2007
Eisstockschiessen
Wir fahrn nach Göteborg, wir fahrn nach Göteborg, wir fahrn nach Göte-Göte-Borg!!!
Update: Neee, doch nicht.
Update: Neee, doch nicht.
Freitag, Januar 05, 2007
Der lustigste Alltag von allen
Guten Morgen, guten Morgen,
wir winken uns zu.
Guten Morgen, guten Morgen,
erst ich und dann du.
wir winken uns zu.
Guten Morgen, guten Morgen,
erst ich und dann du.
Donnerstag, Januar 04, 2007
Dienstag, Januar 02, 2007
Explodierende Steine in einer Mauer aus Vertrauen
Recht früh schon hatte ich kapiert, wenn man beim Baden ins Wasser pupst, hat man gerade noch Zeit, einmal tief Luft zu holen und dann die Luft anzuhalten, um die Phase höllischen Gestanks schadlos und ohne Ohnmachtsanfall zu überstehen - denn Ohnmachtsanfälle in der Badewanne, ich bitte Sie, das wäre nicht gut. Pelze sind auch nicht gut, denn an Pelzen klebt Blut.
An einem Tag musste ich vor lauter Aufregung ziemlich häufig ins Wasser pupsen, das war 1984. Genaugenommen Silvester 1984, denn meine Mutter hatte mir versprochen, ich dürfte heute auch mal selbst Feuerwerk anzünden. Warum ich an diesem Tag extralange in der Badewanne blieb, kann ich heute nicht mehr genau sagen, vielleicht war es purer Zeitvertreib, vielleicht frühkindlich ausgeprägter Masochismus. Lebensgefährlich wurde es nie, jedenfalls nicht die Badewanne.
Es gab bei uns Silvester immer Fondue, so auch diesen Abend. Ich kippelte die ganze Zeit vor lauter Aufregung mit dem Stuhl herum und versuchte, möglichst gelassen die Fleischbrocken in mich hineinzustecken. Schließlich sollte mein Auftritt seriös und erwachsen sein, denn nichts fürchtete ich mehr, als das mitternächtliche Knallprivileg mit dem Hinweis zu verlieren, ich wäre wohl doch noch zu klein.
So konnte ich es auch kaum ertragen, dass meine Eltern um Mitternacht noch in aller Ruhe mit ihren Sekttulpen anstießen und sich umarmten. Wie konnte man hier drinnen rumknutschen, wenn draußen das wahre Leben tobte? Endlich ging die Tür auf, ich stürmte hinaus. Vor unserem Haus schon ein echt lautes Feuerwerk, alle Welt war fröhlich, und ich war jetzt endlich Teil dieser Welt.
Als erstes gab meine Mutter mir ein längliches Röhrchen, das ein Goldregen sein sollte. Ich war etwas enttäuscht, wollte ich doch eigentlich lieber knallen, doch schließlich erinnerte ich mich, dass mein Vater immer schon lieber bunte Lichtkugeln aus Vulkanen hat schießen lassen als Knälle aus Böllern. Ich rieb das Ding also an der rauen Fläche einer Streichholzschachtel an und hielt es von mir weg.
Eine ganze Weile geschah nichts, an der Spitze glimmte es einfach nur ein wenig. Als ich gerade nachschauen wollte, ob ich vielleicht noch einmal anreiben müsste, geschah es. Das Ding explodierte mit einem fetten Knall in meiner Hand. Ich riss die Augen auf vor Schreck. In meinen Ohren summte es. Die Hand war schwarz und tat höllisch weh. Meine Mutter kam angelaufen und ging mit mir rein, die Hand abwaschen. Zum Glück war noch alles dran, aber die Nacht der Nächte war für mich gelaufen.
Heute frage ich mich, kann man so blöd sein, Böller mit Goldregen zu verwechseln, oder wollte meine Mutter einfach mal wieder einen Krieg gewinnen?
An einem Tag musste ich vor lauter Aufregung ziemlich häufig ins Wasser pupsen, das war 1984. Genaugenommen Silvester 1984, denn meine Mutter hatte mir versprochen, ich dürfte heute auch mal selbst Feuerwerk anzünden. Warum ich an diesem Tag extralange in der Badewanne blieb, kann ich heute nicht mehr genau sagen, vielleicht war es purer Zeitvertreib, vielleicht frühkindlich ausgeprägter Masochismus. Lebensgefährlich wurde es nie, jedenfalls nicht die Badewanne.
Es gab bei uns Silvester immer Fondue, so auch diesen Abend. Ich kippelte die ganze Zeit vor lauter Aufregung mit dem Stuhl herum und versuchte, möglichst gelassen die Fleischbrocken in mich hineinzustecken. Schließlich sollte mein Auftritt seriös und erwachsen sein, denn nichts fürchtete ich mehr, als das mitternächtliche Knallprivileg mit dem Hinweis zu verlieren, ich wäre wohl doch noch zu klein.
So konnte ich es auch kaum ertragen, dass meine Eltern um Mitternacht noch in aller Ruhe mit ihren Sekttulpen anstießen und sich umarmten. Wie konnte man hier drinnen rumknutschen, wenn draußen das wahre Leben tobte? Endlich ging die Tür auf, ich stürmte hinaus. Vor unserem Haus schon ein echt lautes Feuerwerk, alle Welt war fröhlich, und ich war jetzt endlich Teil dieser Welt.
Als erstes gab meine Mutter mir ein längliches Röhrchen, das ein Goldregen sein sollte. Ich war etwas enttäuscht, wollte ich doch eigentlich lieber knallen, doch schließlich erinnerte ich mich, dass mein Vater immer schon lieber bunte Lichtkugeln aus Vulkanen hat schießen lassen als Knälle aus Böllern. Ich rieb das Ding also an der rauen Fläche einer Streichholzschachtel an und hielt es von mir weg.
Eine ganze Weile geschah nichts, an der Spitze glimmte es einfach nur ein wenig. Als ich gerade nachschauen wollte, ob ich vielleicht noch einmal anreiben müsste, geschah es. Das Ding explodierte mit einem fetten Knall in meiner Hand. Ich riss die Augen auf vor Schreck. In meinen Ohren summte es. Die Hand war schwarz und tat höllisch weh. Meine Mutter kam angelaufen und ging mit mir rein, die Hand abwaschen. Zum Glück war noch alles dran, aber die Nacht der Nächte war für mich gelaufen.
Heute frage ich mich, kann man so blöd sein, Böller mit Goldregen zu verwechseln, oder wollte meine Mutter einfach mal wieder einen Krieg gewinnen?
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