München ist schon etwas anders. Mit anders meine dabei nicht, dass man den ganzen Tag auf Arbeit im Schlips herumläuft und auch bei 40°C nicht den Knoten lockert oder gar den obersten Knopf öffnet. Nein, das kann jedem in größeren oder amitionierten kleineren Unternehmen auch blühen (auch wenn ich sicher bin, man wird irgendwann kopfschüttelnd darauf zurückblicken).
Anders ist für mich, dass es in der Freizeit zwanghaft so weitergeht. Habe ich bisher immer Feierabends Hemd und Krawatte unverzüglich heruntergerissen und mich mit uralter Lieblingsjeans und irgendeinem T-Shirt aus meinen besten Zeiten (böse Zungen behaupten, das seien die 80er gewesen) in meine Lieblingskneipe geflätzt oder bin mit Flasche Wein und gutem Buch an´ Strand, so scheint das hier schwierig. Nicht wegen des Strandes, den es hier nicht gibt, nein, wegen der Klamotten und dem Fläzen. Denn auch in der Freizeit ist München kollektives Musterland. Von Mustern. Man mag mehr aus den Augenwinkeln nach rechts und links spähen als auf seine eig´ne Mass. Schon ein wenig inkorrekte Kleidung wird nicht toleriert bzw. mit einem abschätzigen Blick quittiert. Der Teufel trägt Prada, oder knapp darunter. Reichtum wird zur Schau gestellt, Durchschnitt nicht ertragen.
Die Frage ist nur, warum schere ich mich darum nicht einen Scheissdreck? Warum ist es mir nicht egal, was andere Leute meinen, wie ich mich anzuziehen habe, und wie ich mich verhalten müsse, so lange ich mich wohlfühle? Warum komme ich mit meinem TCM-Kinderwagen nur unter extern bedingten Ausfransungen durch Schwabing, und habe Mühe, meinen aufrechten Gang beizubehalten? Ist es nur ein Mangel an Selbstbewusstsein, mit dem ich mich selber schlage, oder bin ich letztlich gar von der guten Meinung völlig Fremder von mir abhängig? Steckt mehr dahinter?
Kommentare:
Verzeihen Sie die Frage, ich muss gestehen, ich bin nicht mehr ganz up to date: sind Sie jetzt für länger da bei den Prada-Teufeln?
Kiel - München über Nacht!
Heimweh?
tja. dann kennst du eindeutig die falschen münchner und die falschen orte.
some call it modesünde, i call it STYLE.
Seltsam. Mit ähnlichen Fragestellungen setze ich mich in letzter Zeit auch auseinander. Katapultiere ich mich ins Aus, weil ich nciht trendbewusst genug bin? Bin ich nicht ernst zu nehmen, weil meine Haare nicht perfekt gestylt sind und ich Turnschuhe statt Stilettos trage? Und vorallem: Warum beeindrucken mich Pressesprecherinnen in weißen Blusen und Redakteure in teuren Anzügen? (Und warum bin ich nciht fähig, eine Bluse zu tragen, ohne innerhalb von 10min Salatsoße, Kaffe o.Ä. drauf zu schmieren?)
wo war noch mal München?
Sehe ich auch so. Nach getaner Arbeit in die Jeans. Und ich habe auch gelernt, dass man mit Krawatte keinen Vertrag mehr schreibt. Deshalb verzichte ich meistens auch darauf.
Danii, ich bin in der Innenstadt.
Glam, aber freiwillig.
Turnschuhmädel, Stilettos und Salatsoße lassen sich gut kombinieren.
Sabbelja, Italien.
Bateman, na ja, vielleicht in der Hot Spot Welt.
Ich mag München nicht. Geh weg da, da ist's bäh!
Und ich finde, dass ich gerade hier in München mir anziehen kann, was ich mag, ohne blöd angeschaut zu werden. Aber ich schau auch nicht, wie man mich anschaut.
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